Füße auf den Boden oder in den Himmel?

Mein erster Zenmeister war der geboren Hindu, Zenpriester und Jesuit Ama samy.
Der hatte mir den schönen Rat gegeben: Ihr Europäer habt wahrscheinlich mehr davon, wenn ihr Zazen so praktiziert, dass die Füße auf dem Boden stehen.


Wer hat zu diesem Thema die gleichen, oder andere Erfahrungen gemacht?

der niflunge

Ich praktiziere (noch?) kein Zazen, aber beim Yoga nimmt man auch diese Sitzhaltung ein, z. B. während der Pranayamas (Atemübungen) und auch während der anschließenden Meditation.

Oft denke ich, dass mein Körper für diese Sitzhaltung nicht geschaffen ist - sich aber schon noch dran gewöhnen wird.
Mein persönlicher Lieblings-Buddhist sagt aber immer, das sei normal, das sei eine der Herausforderungen an der Meditation: den Schmerz und das Leid zu überwinden. *g*

Ich schmunzel da mal jetzt zu, da ich das immer so hingenommen habe, und nach Deinem Beitrag aber drüber nachdenke, ob wir Europäer vielleicht wirklich einfach nicht dafür geschaffen sind?

Aber na ja - da ich beim Yoga ja eh alles an mir dehne und verrenke, kommt es auf die Sitzhaltung auch nicht mehr an. Hab mir ein Meditationskissen gekauft, damit gehts etwas besser.

Klar ist aber doch, dass mit aufgestellten Füßen nix mehr mit gradem Rücken ist - das halte ich aber für wichtig, denn der Weg durch die Chaken sollte schon frei sein und nicht von verkrümmter Sitzhaltung geprägt.

*rätselnd*
Morrighan

Doch - den Rücken kannst du gerade halten wenn du das Gesäß etwas erhöhst oder dir eine entsprechende Sitzhaltung angewöhnst und die Stuhlhöhe deinen Unterschenkeln angepasst ist.
Vorigen Sommer verbrachte ich meine Geburtstagszeit in einem katholischen Wallfahrtsort (lokal) und einer der Priester praktizierte auch Zazen. Er im Lotussitz unten und ich auf dem Stuhl daneben. Danach hatten wir unsre Erfahrung ausgestauscht. Ich hatte eben viel weniger mit meinem Körper zu tun als er.
Als ich noch zu Zen-seshins gefahren bin, waren die mit "richtigem" sitzen viel eher ein Kampf mit dem Körper, und im europäischem Sitzen ein Kampf mit dem Geist.

der niflunge

Achso, Du nimmst nen Stuhl zur Hilfe... jetzt verstehe ich...

Wie gesagt, ich praktiziere das ja nicht so wirklich außer im Yoga - aber das was ich bisher darüber erfuhr war halt, dass die Auseinandersetzung mit dem Körper eben dazu gehört.
Auch ein Ansatz, finde ich.
Letztendlich ist Yoga ja auch nix anderes, als ein "den Körper fähig machen" für so lange, unbequeme Haltungen.

Soviel erst mal, ich denk da aber weiter drüber nach.

LG
Morri

Morrighan schrieb:

Letztendlich ist Yoga ja auch nix anderes, als ein "den Körper fähig machen" für so lange, unbequeme Haltungen.

Hm - warum soll der Körper fähig für lange unbequeme Haltungen "fit" gemacht werden? Ich versuche meinen Körper bewegungsfähig und anpassungfähig für die Körperhaltung zu "erhalten" die ihm angemessen sind.
Der Osten hat den Lotussitz als "normale" alltägliche Haltung. Ich hatte vor Jahren das Vergnügen den damaligen Leibartz des Dalai kennenzulernen. Der saß Stunden bequem und ungezwungen auf seinem Kissen. Und der schon erwähnte - gebore Inder - Ama Samy hatte damit auch keine Probleme und beide sagten: Damit sind wir aufgewachsen, das ist unsere "normale" Sitzhaltung schon in der Jugend gewesen.

Ich praktiziere auch eher TaiChi und die Stadhas in Bewegung.

der Niflunge

Na ja, eigentlich geht es beim Yoga darum, den Körper so fit zu kriegen, dass ihm völlig bewegungsloses rumsitzen und bis zur Erleuchtung meditieren eben nix mehr ausmacht. Wenn es hier und da piekst und weh tut, kann man sich ja nicht mehr auf die Erleuchtung konzentrieren.

Klar, die Körperübungen aktivieren auch die Chakren, die für die Erleuchtung (aufsteigen der Kundalini) nötig sind, aber es geht eben auch darum, lange unbequem ausharren und in die Stille in sich selbst horchen zu können.

ommmmmmm
Morrighan

Ich habe drei Jahre sehr strenge Sesshins (Soto-Richtung) mit 7 Blöcken zu je 90 Minuten / je zweimal 45 Minuten und 5 Minuten Gehmeditaion dazwischen) zu 10 Tagen viermal im Jahr absoviert (im vollen(!) Lotussitz) und dazu tägliches Zazen (dazwischen) von mindesten zweimal 45 Minuten - - es mag Menschen geben die auf diesem Wege ein Stück weiterkommen, aber viele sind mir nicht begegnet.
Liebe Grüße