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 ENDLICH FREI!

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Elin




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BeitragThema: ENDLICH FREI!   ENDLICH FREI! Icon_minitimeMi Jun 04, 2008 11:57 pm

Ich falle und falle, ein Aufschlag scheint nicht in Sicht.
Woher kommt nur das Gefühl der unendlichen Leere? Wie oft scheint mir alles so sinnlos, verschroben und gestellt.
Das Leben geht mir von der Hand. Ein Theaterstück, dessen Skrip ich nicht kenne, noch den Puppenlenker je zu Gesicht bekommen habe.
WER HÄLT MEINE FÄDEN IN DER HAND?
WER UMGIBT MICH MIT ILLUSIONEN?
Ein Warten auf den großen Auftritt stimmt mich wütend. Warum söllte ich vor Augen anderer etwas inzenieren? Für das Marionettenpublikum aufführen?
Schon oft schaute ich hinter den Kulissen hervor auf die Bühne und sah unnatürliches Schauspiel...

Noch jetzt, während meines Fallens, dringt das verhasste Geräusch von hölzernen, aneinanderklappernden Puppenhänden an mein Ohr. Verzerrt lächelnde Gesichter tauchen vor mir in der Dunkelheit auf. Immer wieder frage ich mich, wie kann ein hölzernes Gesicht lächeln? Doch dann scheint mir die Antwort so klar, da ich nicht mehr zwanghaft versuche, die Gesichter aus meinen Gedanken verschwinden zu lassen.
Geschminkt! Alles verfälscht! Täuschend echt hingemalte, lächelnde Münder...

Genau in diesem Moment endet mein Fallen. Doch leider nur für einen kurzen Moment. Von Entäuschung zerfressen, merke ich, wie das Fallen erneut beginnt. Aber diesmal etwas langsamer.
Plötzlich sehe ich ein merkwürdiges Objekt auf mich zukommen. Es sieht aus wie...Oh, ich krümme mich in fallender Pose vor schmerz zusammen und packe automatisch an den Auslöser des Schmerzes. Da halte ich, von großer Verwunderung überwältigt, ein Pfeil in meiner Hand, welcher sich durch mein Herz bohrt. Warum kommt in meine Leere ausgerechnet Schmerz? Er erfüllt alles! Noch während ich nach dem Pfeil greife und mit aller Kraft versuche ihn herauszuziehen, wundere ich mich über sich in mir ausbreitende Gefühle.
Wie kann ich körperlichen Schmerz spüren? Bin doch nur eine Marionette, deren Körper hölzerner Natur ist. Zu hart für einen Pfeil...
Zu dem Schmerz gesellt sich Freude-

Als der Pfeil nun in meinen Händen liegt, bemerke ich einen Zettel an ihm. Darauf steht: "geborgte Lichter leuchten nicht für dich. Mein Spiegel bricht solches Licht. Farbenspiel in heller Pracht, mein Hohn dieses verlacht."
In Zwiesprache verfallen mit Gevatter Schmerz, sinne ich über diese Bedeutungsgeschwängerten Worte nach.
Wer sandte mir diesen Pfeil?
Jetzt tritt vor mir ein Gedankenspiel auf. Im schönsten Gewand gekleidet inzeniert es grausige Erkenntnis. Welch merkwürdiges Theaterstück wird an mir geprobt?!
Nur ich allein? Kein Publikum?
Wie kann solch ein Auftritt echt sein?
Wo sind all die anderen Darsteller?

Ich horche gespannt in die Stille, ob da vielleicht doch Gemurmel mich umgibt. NICHTS.
Kein Hüsteln, kein Schnaufen, kein ungeduldiges Scharren mit hölzernen Füssen. Warum nicht einmal höhnisches Lachen? - Geboren aus Unverstandenheit meiner Sittuation.
Resigniert gebe ich mich dem Warten hin. Aber warten auf was?
Gibt es für mich wirklich irgendwann den erhofften Aufprall, auch wenn ich zersplittere?
Lieber aller Marionettenfunktion beraubt, als bis in alle Ewigkeit Fadenmagie auszuüben!

Was passiert jetzt?!
Erschrocken merke ich, wie erneut das Fallen stoppt. Doch auch wie beim letzten Mal, packt mich traurige Entäuschung bei der Hand, denn das Fallen geht weiter...Ja, aber durch wunderbare Gefühle berauscht, nehme ich ein weiters Verlangsamen der Geschwindigkeit meines Fallens wahr! Ich könnte tanzen und lachen, so wunderbar fühlt es sich an. Aber zerknirscht stelle ich fest, mir fehlt der Halt dazu...

Wieviel Zeit mag nun vergangen sein?
Erschreckt durch eine Stimme, die für mich langsam diese unerträglich werdende Stille durchbricht, höre ich folgende Worte:
"Ein Aufprall wird es für dich nicht geben, denn ich lerne dir das Schweben."
Verwirrt schreie ich Bitten nach einer Erklärung dieser Stimme entgegen. Ich sehe den Sprecher nicht. Immernoch völlige Dunkelheit um mich. Wutendbrand schreie ich alle Bitternis heraus.
Als mein Toben nachläßt, sehe ich unter mir ein näher kommendes Licht. Meiner Ungeduld verdankend, die sich mit meiner Sehnsucht paart, kann ich nicht mehr schnell genug fallen, um dort hinunter zu gelangen.
Endlich Aussicht auf Erlösung! Doch dann scheint es mir plötzlich dumm wieder schneller fallen zu wollen.
Neugierde seuselt mir süße Vorstellungen in mein Ohr. Bunt verzierte Traumbilder ziehen an mir vorbei.
Also jetzt will ich keinen Aufprall mehr!
ICH WILL SEIN! MEIN DASEIN NICHT VERSCHENKEN! NEIN!
Wie waren die worte der Stimme ohne Gesicht noch gleich?...ich lerne dir das Schweben...

So laut wie ich kann, schreie ich in die Dunkelheit:
"WARUM BIST DU NICHT HIER UND LERNST ES MIR??"
So oft ich auch nach der Stimme rufe, vergebens. Niemand zeigt sich und antwortet mir.
Wenige Augenblicke stoppt mein Fallen. Ich kenne es bereits und weiß, der Spuk ist noch nicht vorbei. Doch wie von Zauberhand fange ich an zu schweben. Ich fühle mich so leicht und losgelöst wie nie zuvor.
Nun kommt das Licht näher und näher. Eine kleine Ewigkeit schwebe ich, jede einzelne Sekunde in vollen Zügen genießent, vor mich hin, mit der tiefen Gewißheit, meine sanfte Landung würde bald kommen.

Jetz ist es soweit!
Ein warmes, helles Licht umfängt mich. Ich spür schon fast körperlich, wie gleich meine Füße den Boden berühren werden.
Ein glückliches Lachen ist zu hören. es klingt so echt. Nichts um alles in der Welt kann dieses reine Lachen trüben. Es kommt von Herzen.
Plötzlich wird mir bewußt, dass dieses Lachen von mir stammt. Stolz und mit Tränen in den Augen, schaue ich unter mich. Versuche zu erkennen, was das Licht erzeugt.
Ein unbeschreiblicher Moment, denn ich schaue in mein eigenes Gesicht! Ein Spiegel liegt auf dem Boden, er reflektier MEIN Licht
JA, ich brauche keine geborgten Lichter, ich leucht für mich!

Endlich stehe meine Füsse auf festem Boden. Wie sanft dieser meine Füsse streichelt!
Aber wie kann das sein?
Hölzerne Füsse haben keine Gefühle! Die Hände tastend auf sie gelegt, erfreue ich mich an dem Gefühl, mich selbst zu spüren.
Lebhafte Phantasie, wie kannst du nur so grausam sein?!
Es durchbort mich wie der Pfeil, der mein Herz traf.
Warum erkannte ich nicht da schon Mensch geworden zu sein? Wie kann eine fedenbelastete Puppe fallen? Die Fäden geben sie nicht frei!
Mein Blick richtet sich nach oben. Tatsächlich, keine verhassten Leitfäden weit und breit!
JA, ICH BIN ENDLICH FREI!

LG Elin:pirat:
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